Infiziert vom Gespann-Virus wurde ich wohl in 2005, nachdem ich bis dahin doch einige Jahre Solomaschine gefahren bin. Es waren auch keine Kinder die mitfahren wollten, was nur mit Gespann möglich gewesen wäre. Nein es war einfach der Wunsch einmal etwas “anderes” zu machen bzw. zu fahren. Nachdem meine Frau sich ebenfalls langsam mit dem Gedanken anfreunden konnte (wobei sie es heute gar nicht mehr anders möchte.....), war der Grundstein für die Umsetzung eines Gespannes gelegt.
Doch kurz noch ein paar Worte zur “Solomaschine” die umgebaut werden sollte. Es handelte sich um eine Electra-Glide Standard, welche ich im Juli 2001 gekauft hatte. Damals war sie noch komplett und eintönig schwarz. Das war aber bewusst so gewollt, da damals schon feststand, dass eine Airbrush-Lackierung umgesetzt werden sollte. Gleich von Beginn an wurde die E-Glide mit Topcase und “etwas” Zubehör ausgestattet.
So sah sie damals aus:
Das Airbrush wurde von Karl Binder aus München erstellt, der gemäss seiner Website mal den europäischen Airbrush-Wettbewerb gewonnen hatte. Damals hielt ich das Airbrush noch für sehr gut.
Hier zwei Bilder des Airbrush´s (Vorder- und Rückansicht):
Im Laufe 2005 kam dann die Überlegung die E-Glide auf Gespannbetrieb umzubauen. Als eine der ersten Maßnahmen wurde der Gespann-Katalog bestellt und gewälzt, um einen Überblick über das Beiwagenangebot zu bekommen. Als nächstes wurde die Zeitschrift “Motorrad-Gespanne abonniert und natürlich gleich zurückliegende Exemplare mit interessanten Artikeln bestellt. Auf dem heimischen Schreibtisch, im Wohnzimmer, eigentlich überall, lagen dann plötzlich diverse Ausgaben der Gespann-Zeitschrift herum, manchmal sehr zum Leidwesen der lieben Gattin.
Selbstverständlich durfte im Februar 2006 der Besuch der Messe “Faszination Motorrad” in Sinsheim nicht fehlen. Und so langsam rundete sich das Bild ab und der Beiwagen-Typ kristallisierte sich heraus. Es sollte ein Beiwagen sein, der von Stil her dem original HD-Beiwagen nahe kam. Das Original selbst wollte ich nicht. Die veraltete Technik mit Blattfedern, etc. war nicht gerade überzeugend und so blieben eigentlich nur noch wenige Anbieter übrig. Darunter die Firma Walter Motorrad-Gespanntechnik, die mich angesichts der langjährigen Tradition und der Erfahrung mit Harley-Davidson am meisten überzeugte.
Mittlerweile hatte sich auch meine Frau mit dem Gedanken an die Gespann-Fahrerei etwas angefreundet, auch wenn sie es sich noch nicht so richtig vorstellen konnte.
Im Frühjahr 2006, nach diversen telefonischen Kontakten, fuhren wie gemeinsam nach Harle (fehlt eigentlich nur noch das “y”) und trafen Herrn von Zech, den Miteigentümer der Fa. Walter Motorrad-Gespanntechnik. Der Besuch vor Ort überzeugte vollends und gab einem das sehr gute Vertrauen seine Maschine in guten Händen zu wissen. Der Besuch wurde mit der Vertragsunterzeichung abgeschlossen und ein Termin für den Umbau auf Saisonende im Oktober 2006 festgelegt.
Damit der Beiwagen zum Motorrad passt, sollte gleich von vornherein die Lackierung mit einem Airbrush erfolgen. Auch wenn dies erst einmal mit Zusatzkosten verbunden war, sollte es doch im
Endeffekt günstiger sein, als später nochmals alles zu zerlegen und zum Lackierer zu bringen.
Aufgrund der Entfernung von unserem Wohnort nach Harle (Nähe Kassel) wäre eine Lackierung bei einem Airbrusher in München etwas aufwändig gewesen. Per Internet und Google ging so die Suche in der
Umgebung von Kassel los. Interessant was man da so alles findet..............
Wirklich fündig geworden bin ich dann bei Matthias Cieschinger, der zwischenzeitlich jetzt nach Bochum
umgezogen ist. Ich will gar nicht viel zu den Bildern sagen, die Qualität der Airbrush-Bilder spricht für sich. An dieser Stelle nochmals ein recht herzliches Dankeschön an Matthias für die super
Arbeit!!!
Diese Bilder sprechen in ihrer Qualität für sich:
Am 28.11.06 holten wir unser Gespann ab. Nur eines hatten wir noch nicht, nämlich Gespannerfahrung. Die erste Runde, noch bei der Fa. Walter Motorrad-Gespanntechnik gedreht, war gar
nicht so schlecht, aber was war das schon. Die zweite Runde bei +2 Grad Celsius gab es nach der Ankunft Zuhause und führt aufgrund der etwas kalten Temperaturen “nur mal eben” schnell durch die
Nachbarortschaften. Danach wurde das Gespann gleich für den Winter “eingemottet”
Im Dezember 2006 erfolgte sofort die Anmeldung zu einem Gespann-Sicherheitstraining bei ProSideCar auf der Schwäbischen Alb. Der Kurs (im Mai 2007) hat mir sehr viel gebracht und auch meine Frau fühlte sich seitdem wesentlich sicherer im Beiwagen, weil auch sie gelernt hat, was geht und was nicht und dass es halt nichts schlimmes ist, wenn das Beiwagenrad mal etwas abhebt.
Mein Gästebucheintrag bei ProSideCar, den ich hier nochmals veröffentlichen will, sagt eigentlich alles zu diesem Kurs:
Hallo Wolfgang, hallo Ludwig,
auch von Seiten meiner „unerschrockenen“ Beifahrerin und mir nochmals ein dickes Lob für den hervorragenden Kurs GS 507. Ich möchte an dieser Stelle gerne nochmals für alle Gästebuch-Lesende,
Gespann-Neulinge, aber auch die „erfahrenen“ Hasen das wiederholen was ich bereits zum Kursabschluß gesagt habe. Als ich mich damals entschieden habe ein Sicherheitstraining zu machen, da hab ich
mich natürlich auch umgeschaut wer solche Kurse anbietet und von Nachmittagskursen, über 1-Tages-Kurse bis hin zum 3,5-Tagekurs von Pro Side-Car alles gefunden. Ich habe mich bewusst für den Kurs
von Pro Side-Car entschlossen, auch wenn der Kurs nun mal 390 EUR kostet, weil ich mir ein intensives und gewissenhaftes Sicherheitstraining erhofft habe, was nun mal in 3,5 Tagen eher zu
vermitteln ist als an einem Nachmittag. Die Erwartung hat sich voll und ganz erfüllt. In diesem Sinne Wolfgang und Ludwig nochmals ein dickes Lob für das Super-Sicherheitstraining. Mir und meiner
Frau hat es das gebracht was wir uns erhofft haben. Sollte jemand aus meinem Bekanntenkreis auch mal ein Gespann fahren wollen, seit euch sicher, den prügel ich zu euch hin ;-)
Ich sehe einen Kurs wie ihr ihn anbietet als absolut sinnvoll und notwendig. Der Zeitansatz über mehrere Tage gibt einem die Möglichkeit alles in der richtigen Intensivität zu lernen, aber auch
mal zwischendrin etwas für sich zu üben, kein Zeitstress, Zeit für Fragen und Antworten, auch mal für Jux und Dollerei, also fast wie Urlaub ;-)
Und was sind schon 390 EUR wenn man sieht wieviel Geld man für das Gespann selbst ausgibt. Die Reparaturkosten für einen Unfall, weil man falsch reagiert hat, sind da schnell deutlich
höher.
Wir kommen bestimmt mal wieder um das Wissen wieder aufzufrischen, da sind wir uns ganz sicher. Und sollten wir mal ein anderes Gespann haben (nein die Harley verkauf ich nicht! Eher ein zweites
Gespann!), dann kommen wir sowieso.
An alle Teilnehmer des Kurses GS 507 nochmals ein lieber Gruss und solltet ihr mal in der Nähe vorbeifahren, dürft ihr gerne man vorbeischauen. Und selbst Dieselfahrer bekommen einen
Kaffee!
Gruss, Petra & Rainer
Das Gespann war zu diesem Zeitpunkt noch auf wahlweisen Betrieb ausgelegt. Nachdem wir in es 2007 aber gerade ein einziges Mal “geschafft” hatten den Beiwagen ab- und wieder anzubauen, ansonsten aber nur Gespannbetrieb gefahren sind, haben wir uns noch während des Jahres entschlossen den wahlweisen Betrieb aufzugeben. Damit verbunden sollte aufgrund der doch sehr hohen Lenkkräfte beim schnellen Kurvenfahren (ja, ja, auch eine E-Glide kann das.....) eine Nachlaufverkürzung sowie ein Umbau des Hinterrades auf Autobereifung erfolgen.
Dies ist dann Ende Oktober 2007 wieder bei Walter Motorrad-Gespanntechnik erfolgt. Leider gab es bei der Abnahme der Nachlaufverkürzung von EML (siehe auch Berichte hierzu in der Zeitschrift Motorrad-Gespanne, Ausgabe 98 und 99) dann unerwartet einige Probleme, da der TÜV-Prüfer diese nicht eintragen wollte. Dass es schlussendlich bei einer anderen TÜV-Stelle in Bayern doch noch geklappt hat ist eine etwas längere Geschichte die mit einigen Sorgen, Hoffnungen etc. gespickt war. Wen es interessiert wie alles am Ende doch noch funktioniert hat, darf mich gerne mal anschreiben und fragen. Dies will ich hier aber nicht alles breit treten.
Eines muss hier aber nachträglich noch erwähnen: Inzwischen ist die E-Glide auf eine vordere Gespannschwinge umgerüstet worden (ganz so wie Uli von Zeech der Fa. Walter Motorrad-Gespanntechnik bereits 2006 prophezeit hatte,.................). Die Hintergründe waren schlichtweg Probleme mit dieser Art der Nachlaufverkürzung mit Bremsproblemen und undichten Simmerringen.
Gleichzeitig wurde im Winter 07/08 das Airbrush am Motorrad erneuert, nachdem die Airbrush-Lackierung des Motorrades im Vergleich zum Beiwagen qualitätsmässig nicht mehr passte. Der Qualitätsunterschied zwischen Beiwagen und Motorrad war so immens, dass manches Airbrush auf dem Motorrad wie eine Karikatur erschien.
Und nachdem Bilder mehr sagen als tausend Worte, auch hier einfach mal die Gegenüberstellung von ALT und NEU:
ALT
NEU
Zum Jahreswechsel 2008 / 2009 wurde das letzte Überbleibsel der “alten” Airbrushlackierung überarbeitet und neu lackiert. Zum Saisonende wurde der Tank demontiert und wieder zu Michael Cieschinger geschickt. Ende März 09 kam das gute Teil dann wieder zurück und rechtzeitig zur Saisoneröffnung war das Gespann wieder komplett.
Auch hier sagen die Bilder wieder mehr als Worte:
Damit wäre jetzt auch die Umbau-Dokumentation meiner E-Glide zum Gespann weitestgehend fertig und vollständig. Wenn sich jemand für Details interessiert, darf er sich gerne mit mir in Verbindung setzen.
Noch fehlt die letzte Dokumentation zum Umbau auf eine Schwinge vorne. Dies folgt aber in Kürze mit eine paar aktuellen Bildern